Bobbert: „Die Ärzteschaft sollte die Künstliche Intelligenz nicht unterschätzen“

Um das Potenzial der KI nutzen zu können, müssen Ärzte sie verstehen, sagt der Berliner Kammerpräsident Dr. Peter Bobbert. KI müsse deshalb in Aus-, Fort- und Weiterbildung eine Rolle spielen.

Düsseldorf. Die Ärzteschaft begeht einen Fehler, wenn sie das Potenzial der Künstlichen Intelligenz (KI) unterschätzt, glaubt Dr. Peter Bobbert, der Präsident der Ärztekammer Berlin. „Mein Eindruck ist, dass viele die Dimension der KI noch nicht erfasst haben“, sagte Bobbert beim 47. Deutschen Krankenhaustag bei der Medizinmesse Medica in Düsseldorf.

Das Potenzial der KI ist für Bobbert heute schon enorm, auch wenn es darum geht, die ärztliche Tätigkeit zu verändern. Wie die Arbeit in fünf bis zehn Jahren aussieht, lasse sich jetzt noch nicht sagen. Und es sei nicht selbstverständlich, dass sich die Situation künftig verbessert, betonte er. Deshalb sei es die Verantwortung der Ärzteschaft, mit dem Instrument der KI so umzugehen, dass es zu einer besseren Medizin führt.

„Wir müssen Ärzte haben, die KI verstehen und anwenden können.“ Das Thema spiele in der Aus-, Fort- und Weiterbildung der Ärztinnen und Ärzte aber noch keine Rolle, kritisierte er. „Unsere Aufgabe ist es, KI zu lernen und zu verstehen, damit wir sie anwenden können.“

„Wir sind auch in der Medizin längst umgeben von KI“

Damit meine er nicht die Facharzt-Qualifikation für Digitalisierung oder KI. Es gehe auch nicht darum, zu kompletten KI-Experten zu werden, betonte Bobbert. „Aber es wäre schon sinnvoll, dass wir zumindest die Ansätze verstehen.“ Wichtig ist für ihn, dass die KI transparent und nachvollziehbar ist.

„Wir sind auch in der Medizin längst umgeben von KI“, sagte Dr. Philipp Stachwitz, Leiter der Stabsstelle Digitalisierung bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung. Gerade in der Datenanalyse und der Mustererkennung durch KI passiere bereits sehr viel. Mit dem Potenzial der Technik sind seiner Meinung nach viele Chancen verbunden. Dazu zählt er Bereiche wie die Automatisierung von Aufgaben, die Unterstützung der Entscheidungsfindung oder die Erstellung von Prognosen.

Stachwitz sieht aber auch zwei große Herausforderungen beim praktischen Einsatz der Technologie. Die Frage sei, ob ihre Ergebnisse wirklich richtig sind. „ChatGPT erzeugt teilweise Schwachsinn. Deshalb müssen wir immer genau drüber schauen.“ Hinzu kämen mit dem Datenschutz verbundene Risiken.

Man darf es nicht allein der KI überlassen

Mit KI lässt sich nach seiner Überzeugung aber bereits jetzt im ärztlichen Alltag Zeit sparen, beispielsweise durch den Einsatz von Chat-Tools in Arztpraxen. In der Radiologie erziele die KI zum Teil bessere Ergebnisse als die Ärztinnen und Ärzte. Die spannende Frage für ihn ist, ob am Ende immer ein Mensch auf die Ergebnisse der KI schauen muss. Stachwitz‘ Antwort: „Es kommt darauf an, wie qualifiziert der Mensch ist.“

In den Bereichen, in denen die KI besser ist, muss nach Ansicht von Bobbert geregelt werden, welchen Part die Menschen dort übernehmen sollen. „Denn es geht nicht, es allein der KI zu überlassen“, sagte er.

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