Die Praxisabgabe ist für Ärztinnen und Ärzte häufig weniger herausfordernd als zunächst befürchtet, so das Ergebnis einer Befragung der Apotheker- und Ärztebank. Frühzeitige Investitionen helfen beim Erfolg.
Viele Praxisinhaber haben großen Respekt vor der Abgabe ihrer Praxis. Im Ergebnis stellt diese sich häufig weniger herausfordernd dar, als zunächst befürchtet. Dies ist ein Ergebnis einer aktuellen Umfrage der apoBank, die 400 Ärzte, Apotheker und Zahnärzte vor und nach der Praxisabgabe befragen ließ. Danach glaubten vor der Abgabe 69 Prozent der Befragten, dass es große Schwierigkeiten bereiten wird, einen geeigneten Interessenten zu finden – tatsächlich hatten 37 Prozent dieses Problem.
53 Prozent befürchteten, keinen guten Erlös zu erzielen, tatsächlich traf dies auf 24 Prozent zu. Den Preis der Praxis marktgerecht einzuschätzen, halten 30 Prozent für ein großes Problem, das sich nur für 19 Prozent bestätigte. Auch die Hürde Planung und Organisation, von 29 Prozent als große Schwierigkeit eingeschätzt, entpuppte sich nur für 14 Prozent als echte Hürde.
Wichtigste Maßnahmen, um eine Abgabe erfolgreich zu bewältigen, sind aus Sicht der apoBank eine rechtzeitige Planung und Investitionen in die Werterhaltung der Praxis. Am häufigsten sind hier Investitionen in die Digitalisierung, in Modernisierung und neue Geräte, sowie in Renovierung und Energieeffizienzmaßnahmen. Wieviel Geld die Abgebenden dafür in die Hand nehmen, wurde nicht erhoben. Aber: Die Mehrzahl von ihnen sagt hinterher, dass sich diese Investitionen ausgezahlt haben. Enttäuscht zeigten sich hier nur zehn Prozent der befragten Allgemeinmediziner und 23 Prozent der Fachärzte.
Längst nicht bei jedem gelingt die Abgabe. Rund jede zehnte Praxis oder Apotheke muss ohne Nachfolge geschlossen werden. Dafür gibt es laut Daniel Zehnich vielfältige Gründe. Der Bereichsleiter Gesundheitsmarkt und Beteiligungen bei der apoBank rät deshalb u.a. zum Besuch von Praxisbörsen und anderen Veranstaltungen, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen.
Für die meisten Heilberufe läuft die Abgabe der Praxis schneller als gedacht. Statt der erwarteten 28 Monate braucht dieser Prozess im Durchschnitt 20 Monate. Auffällig ist, dass 55 Prozent eine Übergabe ohne Übergang vollziehen – obwohl nur 31 Prozent einen Sofortausstieg geplant haben. Auch die verabredete Doppelspitze mit neuem und abgebendem Praxisinhaber ist mit durchschnittlich 20 Monaten vier Monate kürzer als vom abgebenden Partner gewünscht. Zehnich vermutet, dass die Vorstellungen der beiden doch weiter auseinander liegen als vorher gedacht.
Wem aber übergeben Haus- und Fachärzte ihre Praxis? 52 Prozent der Haus- und 47 Prozent der Fachärzte waren die neuen Inhaber vorher unbekannt, bei 31 Prozent (Hausärzte) bzw. 26 Prozent (Fachärzte) handelt es sich um einen Kollegen, bei 17 Prozent der Hausärzte und 23 Prozent kommen die Nachfolger aus einem persönlichen Netzwerk und bei sieben bzw. zwei Prozent aus der Familie.
Den Verkaufserlös setzen vielen anders ein, als sie es sich vorgestellt hatten. Nur 43 Prozent verwenden den Erlös, um sich den Ruhestands zu finanzieren – geplant war dies bei 55 Prozent. 41 Prozent können Erlöse zur längerfristigen Vermögensbildung nutzen, geplant hatten dies nur 29 Prozent. Jeweils 24 Prozent verwenden Verkaufserlöse als Rücklage (geplant: 25 Prozent) oder als Investition in Immobilien (geplant: zehn Prozent). Immerhin noch 23 Prozent nutzen Verkaufserlöse aus der Praxis zum Verschenken oder Vererben – geplant hatten dies 13 Prozent. Es gibt aber auch Praxisinhaber, die Teile des Erlöses für den Schuldenabbau benötigen. Dies trifft auf 15 Prozent zu (geplant: 17 Prozent).
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